Es war zu Beginn des Jahres 2019, als mich Mario von der Schneeschmelzgaudi mit Bezug auf unser Engagement für DAT KÖLSCHE HÄTZ anschrieb. Und dass sie mit der so genannten Schneeschmelzgaudi ebenfalls ein besonderes, gemeinnütziges Projekt pflegen würden. Außerdem hätten sie allesamt eine besondere Affinität zu Köln und man könne sich doch mal kennenlernen und kooperieren. Mario aus Tirol!
Schräg, dachte ich mir und schrieb ihm zunächst zurück, dass in Köln der seltene Schnee so schnell schmelze, dass man sicher keine Gaudi dabei veranstalten könne. Das war selbstredend scherzhaft gemeint und ich zeigte mich offen, mehr über das Projekt zu erfahren. Letztlich soll das auch nicht Thema sein, sondern vielmehr die Begegnung im darauffolgenden Sommer, als sich Christina Obwexer mit den Worten bei mir meldete, dass sie in Köln sei und gerne die Schneeschmelzgaudi vorstellen würde.
Gesagt getan und kurz darauf saßen wir gemeinsam im Café Reichard.
Ich auf einem Stuhl, Chrissi in ihrem Rollstuhl. Und genau das war mir bis dato gar nicht so klar. Wir verstanden uns auf Anhieb bestens und Chrissi erzählte unter anderem, was sie alles an Sport treiben würde und dass sie regelmäßig mit ihren Sportgeräten in Schulen präsent sei, damit Kinder erleben, was alles machbar ist und entsprechende Fragen stellen könnten.
Gelebte Inklusion!
Und dass es regelmäßig die Eltern seien, die dann zu intervenieren versuchten, wenn sie denken, dass die Kinder vermeintlich unangebrachte Fragen stellen würden. »Das kann ich schon ganz alleine mit den Kids klären, wenn etwas tatsächlich unpassend sein könnte …«, so Chrissis Antwort dann.
Ich hörte fasziniert zu und dachte gleichzeitig, dass auch ich eine Menge Fragen hätte – genau wie die Kids eben. Und fühlte, wie ungeübt ich im Umgang mit Menschen mit Behinderung war. Weil ich quasi ohne entsprechende Kontakte groß geworden bin. Noch im gleichen Jahr lernte ich auch die Jungs der Schneeschmelzgaudi kennen und versprach, nach Tirol zu kommen und teilzunehmen.
Was für ein fantastisches Projekt die Schneeschmelzgaudi ist, könnt Ihr hier mit einem Klick nachlesen.
Als ich dann rund um die Schneeschmelzgaudi 2020 ein paar Tage in Tirol verbracht habe, hat das definitiv eine sehr nachhaltige und positive Wirkung auf mich hinterlassen.
Zunächst war ich zur Pre-Event-Party in Innsbruck eingeladen und habe dort nicht nur einen grandiosen Abend mit Live-Musik und netten Menschen verbracht, sondern vor allen Dingen Zeit mit sehr vielen Menschen, die im Rollstuhl feierten. Das sollte nicht weiter erwähnenswert sein, ist es aber irgendwie dann doch. Denn ich kannte es in der Form nicht und es hat mir jegliche Unsicherheit im Umgang genommen – die natürlich ebenso unsinnig ist. Objektiv betrachtet.
Kurzum: Inklusion hat zu meiner Schulzeit irgendwie nicht stattgefunden und mir wurde schlagartig klar, was das unterbewusst im Kopf für Blockaden gesetzt hat.
Ein erstes Mal sollte es also wichtig sein, den zweiten Blick zu wagen! Dazu später mehr …
Es folgte in Rinn/Tirol die eigentliche Schneeschmelzgaudi, bei der ich DAT KÖSLCHE HÄTZ vorstellen konnte und die mir weitere nachhaltige Begegnungen und Erfahrungen bescherte.
Aber die Schneeschmelzgaudi dient ja nur als Einleitung dessen, um was es heute gehen soll.
Mit Chrissi verbindet mich seither durchaus eine Freundschaft und bei einem späteren Besuch waren wir wie selbstverständlich im Hochgebirge wandern.
Seither begleitet mich der Wunsch, das Thema Inklusion bei uns im wahrsten Sinne des Wortes erlebbar zu machen. Chrissi nach Köln einzuladen und eine Tour durch Schulen in NRW zu starten. Um genau das zu tun, was in Tirol eine schöne Regelmäßigkeit erfährt.
Doch wie so oft im Leben begleitet einen zwar ein solcher Gedanke, aber genauso oft verschwindet er immer mal wieder im Schatten des Alltags.
Zeit für einen zweiten Blick auf dieses Thema!
»Auf den zweiten Blick« heißt nämlich auch ein spektakuläres neueres Projekt von Christina Obwexer und Thomas Griesbeck. Vollkommen beeindruckend und gleichzeitig eine unbedingte Vorlage, konkreter darüber nachzudenken, die gelebte Inklusion nach NRW zu bringen.
Beeindruckt davon und getrieben von meiner eigenen Erfahrung, diese gelebte Inklusion in meiner Schulzeit nie erfahren zu haben, möchte ich auch hier in Schulen gehen, um die Hemmschwellen in unseren Köpfen abzubauen.
Nicht nur Christina Obwexer ist trotz Behinderung durch und durch Sportlerin und Vorbild für unsere Gesellschaft. Aber eben die, die ich kennen lernen durfte und deren Projekte ich verfolge.
»Die Kinder stellen Fragen«, hatte ich eingangs beschrieben und wie selbstverständlich werden Barrieren, die ja überwiegend in unseren Köpfen präsent sind, abgebaut.
Und nun gibt es zudem dieses großartige Projekt »Auf den zweiten Blick« und ich finde, es bietet eine perfekte Möglichkeit, viele unserer aktuellen gesellschaftlichen Themen zu vereinen.
Inklusion ist noch immer nicht selbstverständlich. Im Gegenteil: die Gesellschaft rückt vielerorts auseinander statt zusammen und unserem Arbeitsmarkt mangelt es an Fachkräften. Dabei schließen wir »auf den ersten Blick« womöglich eine ganze Gruppe von Menschen, nämlich die mit einer körperlichen Behinderung, aus. Weil wir den zweiten Blick nicht aufnehmen und die Chancen erkennen lernen.
»Auf den zweiten Blick« ist ein Fotoprojekt! Initiiert von Christina Obwexer und Thomas Griesbeck.
Die beeindruckenden Bilder lenken, wie ich finde, unser Bewusstsein in eine sehr richtige Richtung.
»Einfach mal Machen!«, lautet stets eines unserer Mottos. Aber: wir müssen es finanziert bekommen und benötigen Sponsoren, um gemeinsam Schulen in NRW zu besuchen, um interaktiv mit den Kindern Inklusion verstehen und leben zu lernen, indem Christina erzählt, ihre Sportgeräte vorstellt und mit den Kindern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern ins Gespräch geht. Ich selbst könnte diese Veranstaltungen moderieren und im Dialog einleiten.
Am Abend dann würde man für alle Interessierten das Fotoprojekt und Event anbieten und natürlich die Gelegenheit nutzen, auch das Engagement der potenziellen Sponsoren vorzustellen.
Kontakte zu Schulen in NRW gibt es genügend, um sicherzustellen, dass eine entsprechende Vorbereitung auch seitens der Schulen erfolgt.
Perfekte Voraussetzung, um eine Win-Win-Situation ausgestalten zu können, oder? Konzeption und Planung bieten wir selbstverständlich mit sem4u an.
CHRISTINA OBWEXER:
Dieses Projekt ist eine Herzensangelegenheit von mir, geboren aus eigener Erfahrung, da ich beim ersten Eindruck oft auf meine Behinderung reduziert werde und meist eine zweite Chance brauche, um auf Augenhöhe zu reden.
Ich möchte mit der Kraft der Fotografie der Gesellschaft zeigen, wer hinter der offensichtlichen Behinderung steckt, sozusagen den Vorhang öffnen. Mein Ziel ist es, die Schönheiten der Protagonisten auf eine lässige, positive und vielleicht provokante Art zu zeigen.
Als Begründerin dieses Projektes bin ich für die Kommunikation im Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Sponsorenbetreuung zuständig.
THOMAS GRIESBECK:
Mit meiner Firma JACKSCORNER aus Miesbach bin ich als Projektleiter für die Hauptaufgaben als Creative Director zuständig. Als Fotograf und Ansprechspartner für die Umsetzungen der Produktionen versuche ich, meine Ideen für die jeweiligen Protagonisten in eine beeindruckende, teilweise noch nicht gesehenen Art umzusetzen und möchte die Menschen durch meine Arbeit zum Staunen und Überdenken des Themas anregen.
Ich wiederum bin überzeugt davon, dass dieses Thema eine Bereicherung für uns alle werden kann. Für Kinder und Erwachsene, für Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, für Arbeitgeber, die Wirtschaft. Kurzum: FÜR UNS ALLE! Ob wir das mit einer Reihe von Sponsoren oder einem einzelnen umsetzen, erscheint mir dabei offen. Hauptsache, wir können es tun. Folglich: erzählt es weiter oder steigt ein! Es ist wie so oft: nur, wenn einer einen kennt, der einen kennt … und so weiter … kann es den entscheidenden Kontakt geben, um das Projekt zu planen und zu starten.
Wie sagte jüngst ein Bekannter: ich kann gar nicht glauben, dass so ein Projekt bislang so regional gebunden scheint …
Gelingt es uns, die Kombination zu unserem Herzensprojekt zu machen?